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Entzifferung der Keilschriften


Die ersten Nachrichten über merkwürdige Zeichen aus keilförmigen Strichen und "Winkelhaken" an Felswänden und aus Ruinen Vorderasiens gelangten schon im 17. Jhr. nach Europa. Ein italienischer Reisender (Pietro della Valle) brachte die ersten Abschriften dieser Art mit. Aber niemand konnte es lesen.
Zwischen 1761 und 1767 bereiste Karsten Niebuhr Vorderasien und zeichnete Inschriften ab. Nach seiner Rückkehr stellte er fest, das es sich dabei um mindestens drei verschiedene Arten von Schrift handeln musste.
Georg Friedrich Grotefend, geboren 1775 wettete mit einem Freund, die Keilschrift übersetzen zu können. Und tatsächlich gelang es ihm, zumindest ein paar Königsnamen (Darius, Xerxes) übersetzen zu können. Somit konnte er insgesamt 12 Zeichen der persischen Keilschrift bestimmen.
Erst dem britischen Offizier Henry Rawlinson (geb. 1810) gelang es die ersten drei Schriften des Felsen von Bisutun (Behistun) zu übersetzen, es waren Altpersisch, Elamisch und Babylonisch.
Während seiner Reise nach Mesopotamien entdeckte Jules Oppert (geb.1825) Schriftzeugnisse, die sich keiner der anderen Sprachen zuordnen ließen. Zunächst nannte er sie „Casdo-Skythisch“, später gab er der Sprache den noch heute benutzten Namen Sumerisch aufgrund des Titels den die akkadischen Könige verwendeten: König von Sumer und Akkad. Zunächst konnte sich Opperts Theorie jedoch nicht durchsetzen. Erst nach weiteren Funden in Ninive (bilinguale Texte) und in Girsu konnte knapp 20 Jahre später die Existenz dieser Sprache und damit die Existenz des Volkes der Sumerer bewiesen werden.

Quellen: wiki + "Die Anfänge der Schrift in Vorderasien" (staaliche Museen zu Berlin)


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Pietro della Valle (1586-1652) war ein italienischer Forschungsreisender, der auf einer Reise nach Persepolis dortige Inschriften kopierte und dann veröffentlichte. Es war die erste Keilschrift, die Europa zu sehen bekam.


Thomas Hyde (1636-1703) war ein englischer Orientalist und Sprachwissenschaftler und benutzte in seinem Hauptwerk "Historia Religionis Veterum Persarum", das im Jahr 1700 in Oxford erschien, zum ersten Mal das Wort cuneiform.


Carsten Niebuhr (1733-1815) war ein deutscher Mathematiker, Kartograf und Forschungsreisender in dänischen Diensten. Auf einer Reise nach Persepolis kopierte er in den Ruinen mehrere Keilschrift-Inschriften so sorgfältig, dass seine Aufzeichnungen noch Jahrzehnte später als Vorlage für die Entzifferung von Keilschriften dienten.


Georg Friedrich Grotefend (1775-1853) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher. Er begann mit der Entzifferung der Keilschrift. Ausgangspunkt für Grotefends erste Entzifferung von zehn Zeichen der persischen Keilschrift binnen weniger Wochen im Jahr 1802 war eine Wette, bei der er den Standpunkt vertrat, es sei möglich, ein vollkommen unbekanntes Schriftsystem aus sich selbst heraus zu entziffern. Für seine Aufgabe nahm er sich eine von Carsten Niebuhr angefertigte Kopie von Inschriften aus dem Darius-Palast in Persepolis vor. Von dem dänischen Altertumsforscher Bischof Munter war kurz zuvor der Begriff für König als schrägliegender Keil erkannt worden. Als Griechischlehrer kannte Grotefend das historische Umfeld sowie die Namen der persischen Könige dieser Zeit. Grotefend stellte fest, dass die Könige in der ihm vorliegenden Inschrift weder Kyros I. noch Kambyses I. sein konnten, da beide Namen mit dem gleichen Schriftzeichen begannen, das erste Zeichen dagegen verschieden war. Auch konnte es sich nicht um Kyros und Artaxerxes I. handeln, da der erste Name zu kurz und der zweite zu lang war. „Es blieben also nur Darius und Xerxes übrig“. Tatsächlich war nicht der Name von Darius I. mit dem Königstitel gekennzeichnet. Die Leistungen Grotefends blieben zunächst nur einem kleinen Gelehrtenkreis um die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften bekannt. Seine Entdeckung publizierte er erst im Jahr 1837.


Edward Hincks (1792-1866) war ein irischer Ägyptologe, Assyriologe und einer der frühesten Entzifferer der Keilschrift. Er erkannte als erster den Silbencharakter der assyrischen Schrift und erschloss viele Determinative, Wörter und Wendungen. Mit Henry Creswicke Rawlinson und Julius Oppert gehörte er zur „Heiligen Dreifaltigkeit der Keilschriften“, wie sie scherzhaft-bewunderungsvoll genannt wurden.


Christian Lassen (1800-1876) war ein norwegischer Indologe, der u. a. auch auf dem gebiet der Altiranistik forschte und sich an frühen Veröffentlichungen zu den persischen Keilschriftinschriften beteiligte.


William Henry Fox Talbot (1800-1877) war ein britischer Fotopionier. Ab den frühen 1850er Jahren begann sich Talbot für altorientalische Keilschrift zu interessieren, insbesondere die assyro-babylonische Variante der Schrift. Schließlich schlug Talbot vor, dass die Royal Asiatic Society eine Parallelübersetzung ausrichten solle, in der dieselbe Keilschrift-Textpassage unabhängig von verschiedenen Gelehrten übersetzt werden solle. Gäbe es Übereinstimmungen, wäre damit bewiesen, dass die Keilschrift erfolgreich entziffert sei. Im Jahr 1857 fand die Parallelübersetzung einer Inschrift von Tiglat-Pilesar statt. Rawlinson, Hincks, Jules Oppert und Talbot selbst nahmen teil, ihre Übersetzungen wichen zwar teilweise stark voneinander ab, doch die Parallelen waren zu stark, um weiter an der erfolgreichen Entzifferung der Keilschrift zu zweifeln


Sir Henry Creswicke Rawlinson, 1. Baronet (1810-1895) war ein britischer Archäologe, Assyriologe und Diplomat. Rawlinson war entscheidend mit an der Entzifferung der Keilschrift beteiligt. Zwischen 1837 und 1844 schrieb er die persischen und elamitischen Partien der Behistun-Inschrift ab und entzifferte die altpersische Schrift. Vermutlich ohne die inzwischen in Deutschland gemachten Fortschritte in der Keilschriftentzifferung zu kennen, bestimmte er den Lautwert der altpersischen Keilzeichen bis auf ein Zeichen genau so wie Christian Lassen in Bonn. Ein noch größeres Feld für seine Tätigkeit fand Rawlinson auf den Trümmerfeldern von Ninive und Babylon, wo er eine außerordentlich große Anzahl assyrisch-babylonischer Keilschriften entdeckte und in Gemeinschaft mit anderen englischen Archäologen entzifferte. 1846 veröffentlichte er seine Übersetzung der vollständigen Bisutun-Inschrift. Zudem ging er mit Austen Henry Layard auf Expedition in das alte Mesopotamien.


Sir Austen Henry Layard (1817-1894) war einer der führenden britischen Archäologen des 19. Jahrhunderts. Er wurde berühmt durch seine Ausgrabungen in Ninive und Nimrud in Assyrien. In Ninive (Kalhu) fand er Lamassu-Figuren (assyrischer Schutzdämon mit Stierkörper, Flügeln und menschlichem Kopf) die als Torwächter assyrischer Königspaläste dienten.


Paul-Émile Botta (1802-1870) war französischer Arzt, Politiker und Archäologe. Bekannt ist er vor allem für seine archäologische Pionierarbeit in Assyrien, wo er zunächst in Ninive arbeitete und anschließend den Palast des assyrischen Königs Sargon II. in Khorsabad entdeckte.


Die Ausgrabungen von Paul-Émile Botta und Austen Henry Layard deckten zahlreiche Inschriften auf, die in den Louvre und das britische Museum gelangten und wichtige Voraussetzungen für die Entzifferung der Keilschrift waren.


Jules Oppert (1825-1905) war ein deutsch-französischer Altorientalist. Er identifizierte endgültig die Ruinen Babylons. Während seiner Reise nach Mesopotamien entdeckte er Schriftzeugnisse, die sich keiner der anderen Sprachen zuordnen ließen. Zunächst nannte er sie „Casdo-Skythisch“, später gab er der Sprache den noch heute benutzten Namen Sumerisch. Aber erst nach weiteren Funden in Ninive (bilinguale Texte) und in Girsu konnte knapp 20 Jahre später die Existenz dieser Sprache und damit die Existenz des Volkes der Sumerer bewiesen werden.

Foto: Jules Oppert

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